In der heutigen Zeit ist vor allem ein hohes Tempo gefragt. Alles geschieht in rasender Geschwindigkeit und oft verliert man dadurch die Orientierung. In Bezug auf die Führung und Entwicklung eines Unternehmens sprechen einige gute Argumente dafür, diese eher langsam und allmählich durchzuführen. Wir stellen Ihnen die besten Gründe für eine langsame Unternehmensentwicklung vor.
Geschwindigkeit ist auch in der heutigen Zeit nicht alles
Ein Blick in das Arbeits- und Privatleben der meisten Menschen in unserer Gesellschaft zeichnet heute ein deutliches Bild in Bezug auf das hohe Tempo, das von uns allen erwartet wird. Viele von uns befinden sich permanent in Eile. Die hohe Schlagzahl spiegelt sich auch innerhalb der Medien deutlich wieder. Die Zeitabstände zwischen dem Erscheinen von immer neuen technischen Produkten, neuen Dienstleistungen und anderen Innovationen werden stetig kürzer.
Wenn man sich nur wenige Wochen nicht mit den Neuerungen beschäftigt, dann hat man schon den Eindruck, den Anschluss unwiederbringlich zu verlieren. Doch ist es wirklich erstrebenswert, in einem solch hohen Tempo zu leben und zu agieren? Hat es nicht deutliche Vorteile, sich wichtigen Dingen mit viel Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen?
In jedem Fall sorgt ein reduziertes Tempo immer für mehr Gründlichkeit und damit auch für bessere Ergebnisse. Fehler und Irrtümer können viel leichter vermieden werden, wenn man nicht in übermäßige Eile gerät, sondern sich stattdessen Zeit dafür nimmt, nachzudenken und sich einmal ausführlich mit wichtigen Fragen zu beschäftigen.
Je nach Lebenssituation und Arbeitsbelastung ist es aber oft gar nicht so einfach, die erforderliche Zeit gegen viele äußere Widerstände einzufordern. Hier braucht man schon einen starken Willen und viel Durchsetzungskraft, um dem Diktat des schnellen Tempos zu widerstehen.
Im eigenen Unternehmen legt man das Tempo selbst fest
Wenn Sie unter einem Chef arbeiten müssen, der viel Wert auf ein hohes Tempo legt, dann sind Ihre Möglichkeiten, sich für eine langsame und gründliche Vorgehensweise zu entscheiden, wahrscheinlich stark begrenzt. Wer sich allerdings in der privilegierten Position befindet, durch berufliche Selbstständigkeit sein eigener Herr zu sein, der kann die Geschwindigkeit im eigenen Unternehmen selbst festlegen.
Dies sollte man auch unbedingt tun, wenn man Wert auf eine hohe Qualität und eine sichere Entwicklung legt. Wir stellen Ihnen im Folgenden insgesamt 5 Argumente vor, die für eine Reduzierung des Tempos im eigenen Unternehmen sprechen. Gleichzeitig haben wir für Sie zu jedem Argument einen professionellen Praxistipp erarbeitet, der Sie dabei unterstützt, die jeweilige Zielsetzung im eigenen Unternehmen umzusetzen.
Grund 1: Ohne gründliches Nachdenken sind Projekte zum Scheitern verurteilt
Das erste Argument, das für einen langsamen, geduldigen und allmählichen Ausbau Ihres Unternehmens spricht, bezieht sich auf eine Phase, die vor der eigentlichen Gründung liegt. Viele angehende Unternehmer stolpern mehr oder weniger in die Selbstständigkeit hinein und versäumen es dabei, zunächst einmal konzeptionell sehr genau über das nachzudenken, was sie gerade im Begriff sind, zu unternehmen.
Dies führt dann in der Folge dazu, dass entscheidende Fehler und Mängel übersehen werden, die das Geschäftsmodell später schwer belasten. Man beeilt sich übermäßig, weil man unter dem Eindruck steht, keine Zeit zu haben und schneller sein zu müssen als eventuelle Konkurrenten. Dabei übersieht man, dass der wichtigere Vorteil in Sachen Mitbewerb darin besteht, dass man sich auf ein besonders gut durchdachtes Projekt konzentriert.
Führen Sie sich aus diesem Grund einmal vor Augen, wie wichtig es ist, als Gründer und Unternehmer immer ganz genau zu wissen, was man tut und aus welchen Gründen man sich für eine bestimmte Richtung entscheidet. Je besser Sie dazu in der Lage sind, sich konzeptionell und geistig mit Ihren Projekten und Plänen auseinanderzusetzen, desto erfolgreicher werden Sie damit sein.
Unser Tipp: Stellen Sie der eigentlichen Gründung Ihres Unternehmens eine lange und ausgiebige Planungsphase voran. Arbeiten Sie innerhalb dieser Phase zwar mit einem festen und verbindlichen Zeitplan. Achten Sie aber darauf, hier ausreichende Reserven einzuplanen, um zu verhindern, dass Sie in Eile oder übermäßigen Zeitstress geraten. Durch die Planungs- und Vorbereitungszeit bieten Sie Ihrer Geschäftsidee die Chance, allmählich zu wachsen und sich optimal zu entwickeln. Außerdem vermeiden Sie auf diese Weise Pannen und Flüchtigkeitsfehler.
Grund 2: Finanzierung aus eigenen Mitteln ist immer noch die beste Lösung
Die Finanzierung eines Unternehmens gehört auf der einen Seite zu den schwierigeren Aufgaben für Gründer und angehende Unternehmer und bildet auf der anderen Seite einen sehr häufigen Grund für das vorzeitige Scheitern von selbstständigen Existenzen. Wir haben es also mit einem ausgesprochen wichtigen Faktor zu tun.
Es lässt sich innerhalb der Gründerszene immer wieder beobachten, dass sich Unternehmer darauf einlassen, erhebliche Zugeständnisse zu machen, um eine schnelle und unkomplizierte Finanzierung zu erhalten. Hier werden zum Beispiel erhebliche Geschäftsanteile einfach weggegeben, um an Kapital zu gelangen oder Geldgeber gewählt, die lediglich von kurzfristigem Gewinninteresse getrieben sind.
Die Folgen von solchen schnellen Lösungen können teilweise sehr unangenehm sein und bis zum Verlust des Unternehmens führen. Deutlich besser ist es, wenn Sie sich viel mehr Zeit lassen und dabei versuchen, die Finanzierung des Unternehmens aus eigener Kraft zu bewerkstelligen.
Lässt man sich auf eine langsame und schrittweise Entwicklung ein, dann hat man die Möglichkeit, die Finanzierung unmittelbar aus den eigenen Einnahmen und Gewinnen zu tätigen. Auf diese Weise bleibt man unabhängig und behält die vollständige Kontrolle über den eigenen Betrieb und seine Entwicklung.
Unser Tipp: Arbeiten Sie, ganz unabhängig von der gewählten Finanzierungsform, immer mit einem verbindlichen Businessplan. Erfassen Sie Einnahmen und Ausgaben ganz genau und stellen Sie bei allen Zahlen, die Sie noch nicht kennen, seriöse Prognosen an. Der Businessplan wird auf diese Weise zum Navi für Ihre unternehmerische Entwicklung, zeigt Ihnen stetig an, wo Sie gerade stehen und gibt die Richtung für die jeweils nächsten Stationen vor. So erhalten Sie Orientierung und reduzieren das Risiko, in wirtschaftliche Schwierigkeiten zu geraten.
Grund 3: Vor der Einstellung von Personal muss man sehr sicher sein
Die Gründung eines eigenen Unternehmens ist für jeden Menschen eine ganz besondere Sache mit erheblicher Tragweite. Man entscheidet sich dafür, die Zeit der abhängigen Beschäftigung hinter sich zu lassen, setzt mehr oder weniger alles auf eine Karte und beginnt das Leben eines selbstständigen Unternehmers zu führen.
Viele Gründer stehen allerdings unter dem Eindruck, dass sie sich erst dann als vollwertige Unternehmer wahrnehmen können, wenn Sie Personal beschäftigen. Erst die Rolle des Chefs einzunehmen und Verantwortung für Mitarbeiter zu tragen, komplettiert das Unternehmertum. Daher können es viele gar nicht abwarten, die ersten Mitarbeiter einzustellen und übersehen leider teilweise die Tragweite, die mit solchen Entscheidungen verbunden ist.
Zunächst einmal ist die Einstellung von Personal natürlich mit erheblichen Kosten verbunden. Gehälter und Lohnnebenkosten addieren sich zu hohen Beträgen, die zunächst einmal Monat für Monat verdient werden müssen. Kurzfristig hieran etwas zu ändern, ist sehr schwierig.
Auf der einen Seite steht man gegenüber seinem Team in der Verantwortung und auf der anderen Seite werden die Mitarbeiter durch das Arbeitsrecht sehr umfassend geschützt. Die Entscheidung für Personal ist daher immer langfristig und muss besonders gut durchdacht und vorsichtig getroffen werden.
Unser Tipp: Bevor Sie eine neue Stelle in Ihrem Unternehmen einrichten, sollten Sie die damit verbundenen Aufgaben und Tätigkeiten für eine bestimmte Zeit selbst ausführen. Auf diese Weise können Sie zum einen feststellen, ob der Arbeitsplatz tatsächlich erforderlich ist und gewinnen auf der anderen Seite einen Eindruck davon, wie die optimale Besetzung für die Stelle aussehen würde. In vielen Fällen stellt man durch diese Vorgehensweise auch fest, dass es bisher noch nicht nötig ist, diesen Arbeitsplatz tatsächlich einzurichten und zu besetzen.
Grund 4: Vorsicht vor teuren Verträgen und Verpflichtungen
Das Leben als Unternehmer bietet eine ganze Menge Vorzüge und Vorteile. Man ist sein eigener Herr, trifft Entscheidungen mehr oder weniger allein, kann sich frei entfalten und kommt zusätzlich auch noch in den Genuss hoher Einkünfte. Allerdings macht die Verfügungsgewalt über höhere Geldbeträge viele Unternehmer auch leichtsinnig.
Der Klassiker in diesem Bereich: Man verfügt plötzlich über ein gut gefülltes Firmenkonto und eine gute Bonität und erfüllt sich erst einmal den Wunsch nach einem luxuriösen Fahrzeug. Ein Oberklasse-Wagen kann auf einfache Weise geleast werden.
Die monatlichen Raten wirken dabei so, dass sie durchaus finanzierbar und darstellbar sind. Und natürlich ist die Freude an dem neuen Auto zunächst sehr groß. Allerdings stellt ein solcher Leasing-Vertrag eine langfristige Verpflichtung dar. Selbst wenn man im Moment in der Lage ist, die monatlichen Raten zu bezahlen, muss man darüber nachdenken, ob dies auch künftig der Fall sein wird.
Hinzu kommen bei diesem Beispiel die ebenfalls hohen Unterhaltskosten für ein entsprechendes Fahrzeug. Besser wäre es, wenn man stattdessen ein wenig abwarten würde und sich dann für einen Wagen entscheidet, der den mittel- und langfristigen finanziellen Möglichkeiten entspricht.
Unser Tipp: Bevor Sie einen Vertrag abschließen, sollten Sie immer exakt berechnen, zu welchen Kosten dieser auf langfristige Sicht führt. Dies gilt natürlich vor allem für Verpflichtungen, die mit längerfristigen Zahlungen verbunden sind. Oft unterschätzt man angesichts geringer monatlicher Kosten das Gesamtvolumen solcher Verträge. Beispiele hierfür sind zum Beispiel Versicherungen, Serviceverträge oder auch Mobilfunkverträge. Addiert man sämtliche Verpflichtungen, die man in diesem Bereich eingegangen ist, dann kommt man häufig auf erhebliche Summen, die sich stark auf die wirtschaftliche Situation des Unternehmens auswirken.
Grund 5: Erst beobachten, dann analysieren, dann agieren
Der Alltag als Unternehmer ist mitunter ganz schön anstrengend und aufreibend. Es gibt ständig etwas zu beurteilen und zu entscheiden und viele dieser Entscheidungen sind mit erheblichen Folgen verbunden. Schnell stellt sich Hektik ein und nicht immer nimmt man sich ausreichend Zeit, um bestimmte Sachverhalte kritisch und gründlich zu überprüfen, bevor man dann schließlich eine verantwortungsvolle Entscheidung trifft.
Die Folge sind teilweise schwere Fehler und Fehlentscheidungen, die schnell dazu führen können, dass das Unternehmen Schaden nimmt. Für wirksame Abhilfe sorgt hier lediglich ein Tritt auf die Zeitbremse. Führen Sie sich klar vor Augen, dass die Vorteile von schnellen Entscheidungen die Risiken und Gefahren von falschen Entscheidungen nicht aufwiegen können.
Machen Sie es sich daher zur festen Gewohnheit, Ihre Entscheidungen immer auf der Grundlage von ausführlichen Überlegungen zu treffen. Halten Sie sich dabei an die Reihenfolge Beobachten, Analysieren, Entscheiden. Eine gründliche Beobachtung sorgt dafür, dass Sie alle Einzelheiten von Sachverhalten klar erkennen.
Die Analyse kombiniert die Beobachtungen mit Ihren bisherigen Erfahrungen und führt Sie so ganz von selbst zu einer fundierten Entscheidung, die Ihrem Unternehmen nachhaltig von Nutzen ist.
Unser Tipp: Das alte Prinzip, wonach vier Augen grundsätzlich mehr sehen als zwei Augen, gilt natürlich auch im Geschäftsleben. Gewöhnen Sie es sich daher an, wichtige Dinge nicht allein zu bewerten und zu entscheiden, sondern sich die Meinung von qualifizierten anderen Personen einzuholen. Dies können auf der einen Seite Mitarbeiter und Geschäftspartner, aber auch Menschen aus dem persönlichen Umfeld sein, die sich mit bestimmten Dingen gut auskennen und deren Urteilsfähigkeit Sie vertrauen.