Geschäftsideen

Fleischgenuss ohne Tierleid - Laborfleisch aus tierischen Zellen

Wir leben in widersprüchlichen Zeiten. Einerseits ist der Genuss von Fleisch aus ethischen und ökologischen Gründen verpönt wie nie, andererseits steigt der weltweite Fleischkonsum in immer neue Höhen. Seit Jahren bemüht sich die Politik, einen Ausweg aus der wachsenden Fleischeslust der Konsumenten zu finden, bislang aber vergeblich. Der Verbraucher hat sich an einen fast täglichen, durch Massentierhaltung ermöglichten Fleischkonsum gewöhnt.

Während die einen mit erhobenem Zeigefinger den Verbrauchern ein schlechtes Gewissen einreden wollen und für eine rein pflanzliche Ernährung plädieren, setzen andere auf Alternativen auf Insektenbasis. Der dritte Weg mutet vielen dagegen noch sehr futuristisch an, ist aber schon weiter gediehen, als es vielen bewusst ist. Die Rede ist von Fleisch, das vollständig aus tierischen Zellen im Labor gezüchtet wird.

Fleischgenuss ohne Tierleid - Laborfleisch aus tierischen Zellen

Für diese Art von Fleisch muss kein Tier mehr gemästet und geschlachtet werden. Zu den Pionieren auf diesem Gebiet gehört das Start-up Memphis Meats aus San Francisco, das erst 2015 gegründet wurde. Die Gründer verfolgen die Vision, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Schon nach einem Jahr präsentierten die Unternehmer den ersten Prototyp einer gezüchteten „Frikadelle“. Dadurch wurden milliardenschwere Investoren wie Richard Branson und Bill Gates auf das Projekt aufmerksam.

 

Hühnerfleisch aus dem Labor ist reines Huhn

Jedes Jahr werden Milliarden Schweine, Rinder, Hühner und andere Tiere in Großbetrieben gemästet, um anschließend getötet und zu Fleischprodukten verarbeitet zu werden. Viele Zeitgenossen lehnen deshalb Fleischverzehr generell ab. Sei es aus ethischen oder ökologischen Gründen. Der massenhafte Fleischkonsum ist in der Tat schlecht für die Umwelt und fürs Klima. Laut Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft hat sich der weltweite Fleischkonsum in den vergangenen 50 Jahren vervierfacht.

Der größte Teil davon fällt nach wie vor in den westlichen Industrienationen an. Eine Studie besagt, dass die Nutztierhaltung für nahezu die Hälfte der vom Menschen gemachten Treibhausgase verantwortlich sei. Gar nicht zu reden vom immensen Wasserverbrauch, den die Massentierhaltung erfordert. Ein Umdenken ist also dringend geboten.

Für das Gründerteam Nicholas Genovese, Uma Valeti und William Clen gibt es nur einen Ausweg aus dem Dilemma. Wenn wir weiterhin wie gewohnt Fleisch ohne die negativen Auswirkungen konsumieren wollen, müssen wir es künstlich herstellen. In der Science-Fiction-Literatur geistert diese Vision schon seit Jahrzehnten herum. Nun ist sie zur Realität geworden: Fleisch aus dem Labor. Diese Form der Fleischproduktion verbraucht deutlich weniger Wasser und Energie und es entstehen mit dem richtigen Energiemix viel weniger klimaschädliche Treibhausgase.

Mit ihrem 2015 gegründeten, auch als Memphis Meats bekannten Start-up Upside Food haben die Gründer ein Verfahren entwickelt, um Fleisch im Labor zu züchten. Zur Kultivierung reicht eine kleine Probe gesunder Zellen eines Nutztieres wie beispielsweise von einem Huhn. Diese Probe wird in eine nährstoffreiche Umgebung eingebettet, in der sie zu reinem Hühnerfleisch heranwächst. Nach Angaben des Unternehmens schmeckt es genauso gut wie herkömmlich gewonnenes Hühnerfleisch. Es ist halt Huhn. Bei der Markteinführung hatte man mit Züchtung von Hühnerfleisch begonnen, weil es das am meisten konsumierte Fleisch in den USA ist. Natürlich funktioniert die Methode genauso gut mit Fisch oder Rindfleisch.

Upside Foods arbeitet eng mit dem US-Landwirtschaftsministerium (USDA = United States Departure of Agriculture) und der FDA-Behörde (Food and Drug Administration) zusammen. Letztere ist für die Freigabe von Wirkstoffen, Nahrungsmitteln und Pharmazeutika zuständig. Spätestens jetzt dürfte jedem klar sein, dass es bei der Geschäftsidee nicht mehr um ein utopisches Ernährungsszenario in ferner Zukunft geht, sondern die Zukunft bereits in der Gegenwart angekommen ist.

Die Entwicklung von Upside Foods gleicht einem Senkrechtstart. 2016 präsentierte das Unternehmen den ersten Fleischklops aus gezüchtetem Fleisch. In den darauffolgenden Jahren investierten Größen wie der Microsoft-Gründer Bill Gates und der schwerreiche britische Investor Richard Branson Millionen in das Start-up. Mit Tyson Foods stieg schließlich der größte US-Geflügelfleischproduzent bei Upside Foods ein. Bis jetzt wurden insgesamt 623 Millionen US-Dollar in das Unternehmen investiert.

 

Gezüchtetes Fleisch hat unendlich viel Potenzial

Eine Sache sollte hellhörig machen. In den US-Medien wird breit über Laborfleisch berichtet, ohne dass es eine originäre Protestbewegung dagegen gibt. Dabei haben US-Amerikaner mit 128,4 Kilogramm Fleisch (2019) einen deutlich höheren Pro-Kopf-Konsum als etwa Deutschland mit 76,4 Kilogramm. Was sagen wohl die Farmer dazu, die von Viehzucht leben? Während das Züchten von Fleisch aus tierischen Zellen bei uns noch in den Kinderschuhen steckt, ist man in den USA schon viel weiter.

Dort wird milliardenschwer in die Zukunft der Ernährung investiert und alles geschieht mit dem Segen der verantwortlichen Behörden. Wenn wir den Markt nicht wieder einmal US-Konzernen überlassen wollen, wird es höchste Zeit, die Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet auch bei uns voranzutreiben. Bedenken sind allenfalls ethischer Natur, denn die Klimakrise gebietet es, nach Alternativen zur konventionellen Fleischproduktion zu suchen. Gründerinnen und Gründer mit naturwissenschaftlichem Hintergrund finden hier ein hochgradig lukratives.

Weitere Daten dieser Geschäftsidee

Land: Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Rechtsform: Corporation
Branche: Ernährung, Lifestyle, Gesellschaft & Familie
Kategorie: Lebensmittel, Verschiedenes
Startkapital: * über 250.000 EUR
Website: upsidefoods.com/
* geschätztes Startkapital

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